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WESTBERLINER ELEGIEN Gedächtniskirche Breitscheidplatz Auftritt, Gläser und Flaschen mit Milch und Honig, die klatschen über den Platz, sofort starrt das verwöhnte Parkett, wie mein Kasperl zu Boden geht, und ich vor den steilen U-Bahnschächten bespei, bissigen Lefzen zum Trotz, Kindergesichter, Schirme und Wände, der Beifall verdrückt sich langsam zur Seite, jetzt schnell, schluck das verwunschene Schwert, staune hundert Minuten still, die Fesseln das Klingklang heller Glöckchen, im Hut keinen versilberten Knopf, lauf die Kulissen hinunter, im falschen wärmenden Mantel juckts ja nicht, vermeid Flecken an Ärmel und Bein, da ist der Blick der Passanten zärtlich, verbeuge dich tief und nicke niemandem zu, wie sich der Vorhang verfängt, hat doch einer den Kopf ans Tor geklopft, dass es kracht, und nicht das erbärmlichste Licht will auf die Gasse, es ist ausgeworfen, mein Lachen, kippt in den Graben, die Zähne hart am Pflaster, da stehn sämtliche Straßen ins Haus Freibank Friesenstraße noch mal kommt mir der Satz in den Kopf und ich höre nicht gleich und muss auch nach Brot und Briketts überall Asche im Schnee erst mal rüber zur Freibank ne Frau mit dicken Füßen die quellen über den Rand ihrer fein runtergetretenen Pumps kauft sich n Pfund Mortadella gemischt die Bedienung war letztes Mal schon perlmutterblond nur ihre Pickel am Mund haben die Eiterhäubchen verloren ich bin an der Reihe hätt gern n Rumpsteak sie fragt Messer am Anschlag wie dick kalt heut Morgen sie reibt sich die Finger ich kriege das Geld nicht gleich aus der Hose sie lacht Nummer zu eng oder was weiß nichts dagegen grinse und schau sie nicht an mit dem Frühstück raus auf die Straße da steht unten bei Aldi n Pulk gibts was zu kucken das Pflaster voll mit Scherben da bin ich nachts doch noch langgerannt nicht dass die Liebe versagt war mir die ganze Zeit im Kopf rumgedudelt die Scheiben hat man wieder ersetzt kauf ich jetzt endlich Briketts Gigolo Kleiststraße hälsdu aber die Klappe jetz hälsdu aber die Klappe volle Kanne geschrien kleine verlotterte Sau alles Glotz in die Ecke da gehen sie hoch das Gegrapsche schon im Gange ein Glas scharf übern Tischrand der Wein schön mit Effet aufs Hosenbein und saut Flecke ins Polster schlagartig stoppt die Musik is jetz bald Schluss mit dem Scheiß schrill von der Theke der Kleine stramm in den Locken gepackt der zerrt den Grauen und ratsch flutscht dem die Wampe heraus gleich der ganze Verein auf den Beinen das machsdu nich noch mal lass mich in Ruhe der quetscht unsereins aus bis aufs Hemd alle hin und drauflos der Gelockte nicht mehr zu sehen zwischen den Händen das klatscht voll in die Meute verschärft ab Richtung Ausgang ein Schmetterling mit langer Perücke mittendrin wie ein Turm kreischt und der Arm ist gekrümmt wie er den Lockigen hebt doch der reibt sich dauernd am Auge raus jetz der Rest immer mit plötzlich vergeht dir der Spaß Römische Botschaft Tiergarten was für Chancen, das Rosengestrüpp ohne Schnitt zu passieren, kaum vernehmbar ein Pfiff aus der gestutzten Chaussee, kaum dass es knackt am Boden, wer da, vielleicht, wenn die heimlich hingehaltene Hand hölzern und das Gesicht glatt ist, ein hilfloses Heiligenbild, verrät dich das Atmen, trocknet langsam die sonst spielende Zunge, und stumpf glänzen die Zähne, was aber, wenn ein Kastanienregen kommt, wo jede Flucht, Wirbel für Wirbel, doch längst festgefahren ist, und du steckst im Baum und wirst ruck, zuck aufgegriffen, sobald Trommeln das Dickicht zerhaun, wenn du die Spucke schluckst, bevor dich ein Tier befällt, und dann zieht dir über die Ohren das Fell jedes gesprochene Wort, schnell die Losung gesucht, die offene Schwelle, gefunden den Windort, Blütenlicht, das seine verdoppelte Schrift auf die kunstvoll verzierte Treppe geschmiert hat, der Nacken wurde dir da geleckt, nichts hat dich länger im Griff (Manuskript, unveröffentlicht) >> Lyrik
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